wieland förster galerie profil weimar
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Wieland Förster
Donnerstag, 5. Februar 2015
Ausstellung zum 85. Geburtstag (Flyer)
Wieland Försters Begegnungen mit Weimar sind vielfältig und intensiv. Und sie wurden in den letzten drei Jahrzehnten häufiger. 1988 ist seine Bronze „Hommage à Schiller“ zwischen Schillerwohnhaus und dem damaligen Neubau des Schillermuseums aufgestellt worden, begleitet von einer Ausstellung des Stadtmuseums.
In die Anfangszeit der Galerie fällt die erste persönliche Begegnung mit Wieland Förster 1991 in seiner Berliner Stadtwohnung am Senefelder Platz, worauf eine erste Ausstellung mit Grafiken folgte. Später empfing mich Wieland Förster immer in seinem Atelier in der Greifswalder Straße. Nachdem er 1991 gezwungenermaßen aus seinem Ladenatelier in sein viel kleineres Gipslager im Hinterhaus umziehen mußte, ging es dort sehr beengt zu. Das Haus betrat ich zuerst durch einen typischen Berliner Hauseingang und einen großen Flur. Solche Hauseingänge und Fassaden finden sich in der Radier-Mappe „Von Häusern nebenan“, erschienen im Selbstverlag 1985. Hatte ich den morbiden Hauseingang durchquert, kam ich über einen nie von der Sonne beschienenen, abgewohnten Innenhof zum Hinterhaus. Dessen Tür war schon viel kleiner und der Flur viel schmaler. Nochmaliges Klingeln an der Ateliertür und nach einem kleinen Moment öffnete sich diese und ich wurde auf das Herzlichste begrüßt und durfte in das Allerheiligste eintreten. Ehrfürchtig bewegte ich mich zwischen den Plastiken und spürte sofort eine intensive Arbeitsatmosphäre. Überall standen Bronzen, groß – wie z.B. die „Große Neeberger Figur“ und der „Große trauernde Mann“ nahe dem Eingang, dann der mit vollen Regalen und ebenfalls großen Arbeiten bestückte erste Raum, das Lager, das kaum Platz bot für Bewegung. Danach folgte ein kleiner Flur mit Plakaten, Garderobenhaken, und langsam wurde es wärmer. Diese Wärme kam aus dem eigentlichen Arbeitsraum, in dem ich unverzüglich inmitten von unfertigen und fertigen Plastiken stand, manche der Arbeiten waren zum Schutz vor zu schneller Trocknung mit Folie verhüllt. Die große Drehscheibe in der Mitte, an den Wänden Skizzen und auch dieser Raum beeindruckte mich durch seine ungeheure Fülle, wie eine Ausstellung auf kleinstem Raum. Das Fenster war verhängt, die Welt blieb draußen, im hinteren Teil ein alter Küchenschrank, ein Campingtisch und zwei Stühle mit Kissen, wo erst einmal beim Tee ein ausführliches Gespräch begann. Als dankbarer Zuhörer erfuhr ich Neues von der Arbeit am Werk und davon, was Förster gerade bewegte. Der ganze Raum atmete Arbeitsatmosphäre, da standen sie, die große Nike, die Daphnen, die kleinen Bronzen, auch die Elbe habe ich fast fertig gesehen. Alle waren sie dort versammelt und legten Zeugnis ab von einem über fünf Jahrzehnte reichen Bildhauerleben. Besonders glücklich erschien Wieland Förster mir nach der Fertigstellung des „Marsyas – Jahrhundertbilanz“. In ihm führte alles zusammen, was er als Gleichnis für das vergangene Jahrhundert sieht.
Die plastischen Arbeiten, die im Spannungsbereich existentieller Erfahrungen entstanden sind, umfassen die ganze Spannweite zwischen Leid, Martyrium, Schmerz, Liebe, Eros und Chaos, Entsetzen und Schönheit. Sie waren fast alle über die Jahre für Ausstellungen in der Galerie und im Stadtraum Weimars und überzeugten die Betrachter immer aufs Neue durch die Wahrhaftigkeit dieses Werkes. Ich bin mir sicher, sie werden es wieder tun, in der aktuellen Ausstellung aus Anlaß seines 85. Geburtstages.
Elke Gatz-Hengst
Kurzbiografie
1930 am 12. Februar in Dresden geboren
1944-46 Lehre als Technischer Zeichner und Arbeit als Rohrleger
1946-50 durch den sowjetischen NKWD schuldlos verhaftet und bis 1950 im Speziallager in Bautzen
1950-53 Prüfung und Arbeit als Technischer Zeichner
1953-58 Studium an der Hochschule für Bildende Künste Dresden
1959-61 Meisterschüler an der Deutschen Akademie der Künste, seitdem freischaffend
1968-71 Ausstellungs- und Ankaufsverbote
1974 Ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der Künste Berlin
1985 Ordentlicher Professor
1991 Austritt aus der Akademie der Künste Berlin
1996 Gründungsmitglied der Sächsischen Akademie der Künste Dresden
2000 Verdienstkreuz 1. Klasse der BRD
2001 Vertrag über eine Wieland-Förster-Stiftung an den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden
2009 Ehrenpreis des Brandenburgischen Ministerpräsidenten für sein Lebenswerk
2010 Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Potsdam
2012 Verleihung des Verdienstordens des Landes Brandenburg
MITTELPUNKT MENSCH
Plastik Zeichnung Grafik
05.02. - 09.04.2015